WDR – die story – Die „Einsteiger“
Die „Einsteiger“:
Warum Deutschland so attraktiv für Einbrecher ist
Ein Film von Christian Bock
Frank D. und Ute Z. ahnen nichts, als sie in ihr Einfamilienhaus bei Aachen zurückkehren. Die Terrassentür steht offen,
Wohnzimmer und Büro sind durchwühlt, Bargeld, Schmuck, der Ehering – alles weg. „Ich mag hier gar nicht mehr schlafen, weil Fremde im Haus waren“, sagt die Bestohlene.
60.000 Mal im Jahr wird allein in Nordrhein Westfalen eingebrochen. Die Aufklärungsquote ist erschreckend gering. Im Raum Aachen wird nur jeder zehnte Fall aufgeklärt, in Köln und Wuppertal sieht es nicht viel besser aus. Rüdiger Thust vom Bund deutscher Kriminalbeamter gibt der Politik eine Mitschuld: „Kriminalbeamter, das war einmal ein Ausbildungsgang. Das ist abgeschafft. Jetzt müssen ungelernte Kollegen gleich Profi-Einbrecher jagen.“
Thomas Kirsch, 38 Jahre, ist seit dreieinhalb Jahren bei der Aachener Kripo. Mehrmals pro Schicht wird er zu Wohnungseinbrüchen gerufen. Und meist kann er nur feststellen, dass Türen und Fenster mal wieder mangelhaft gesichert und Geld und Schmuck nicht besonders originell versteckt waren. Die Nachbarn haben nichts Brauchbares gesehen, und der oder die Täter sind ohnehin längst über alle Berge. „Das beginnt mit der Umstellung auf die Winterzeit, dann geht die Saison los“, sagt er. „Da sind viele Profis dabei, reisende Intensivtäter. Die brauchen für einen Einbruch 15 Minuten, dann sind sie weg.“
Die Rumänen Ion und Petre, 23 und 26 Jahre alt, sind reisenden Intensivtäter. Sie wohnen im ärmsten Stadtteil von Bukarest. Beide berichten, wie einfach sie ihre Touren organisieren. Busse fahren nach Deutschland, in Köln oder Düsseldorf trifft man Kontaktleute in Kneipen, die verkaufen für ein paar Euro Tipps, welche Adressen lohnend aussehen. Ion und Petre fahren hin, brechen ein, verkaufen die Beute zur Hälfte des Marktpreises und sind nach ein paar Tagen wieder zu Hause.
story-Autor Christian Bock begleitet Kriminalbeamte bei ihrer täglichen Arbeit. Er spricht mit Einbrechern in Deutschland und Rumänien. „Wir wollen auf keinem Fall jemandem begegnen. Wenn wir merken, da sind Leute, hauen wir so schnell es geht ab“, sagt Einbrecher Petre.
Schnitt: Florian Zimmermann, Holger Gutt
Redaktion: Christian Bock
Kunde: MO.TIVI Media GmbH & Co.KG
Sender: WDR